Lokale Weinfahrt der Weinbruderschaft Saale-Unstrut e.V.
Weinverkostung beim Weingut Zahn, Thüringer Weingut Bad Sulza & Treffen mit dem Thüringer Weinbauverband – ein sommerliches Erlebnis am 12. Juli 2025
Teil 1: Weinverkostung beim Weingut Zahn
Am 12. Juli 2025 hatten wir das Vergnügen, an einer Weinverkostung auf dem Thüringer Weingut Zahn teilzunehmen – ein echtes Highlight für Genießer und Liebhaber regionaler Weine. Trotz des Regens, der in Strömen vom Himmel fiel, hatten wir viel Spaß und genossen die Atmosphäre. Bei sommerlicher Stimmung konnten wir verschiedene Weinsorten probieren – von frischen Weißweinen bis zu kräftigeren Roten war alles dabei.
Der erste Wein war ein Helios, vorgestellt von der Thüringer Weinprinzessin Saskia aus Bad Sulza, die uns diesen besonderen Tropfen mit viel Begeisterung und Fachkenntnis nahebrachte. Es handelt sich dabei um Saskias Prinzessinnenwein – eine besondere Auswahl, die ihre persönliche Handschrift trägt. Saskia ist die Tochter von André Zahn, dem Besitzer des Weinguts, bei dem die Verkostung stattfand. André Zahn führte uns persönlich durch die Weinprobe und erklärte die Besonderheiten der Weine.
Als zweiter Wein wurde ein Silvaner gereicht – eine Rebsorte, die in Thüringen lange Tradition hat, aber heute leider eher selten geworden ist. Der dritte Wein war ein eleganter Weißburgunder, der durch seine Frische und eine typische Note von grünem Apfel überzeugte.
Während der Verkostung der Muscaris Auslese, lieblich, führte uns André Zahn in die Weinkeller des Guts, wo er uns anschaulich erläuterte, wie er den Wein herstellt, lagert und abfüllt. Der Besuch im Keller war spannend und bot interessante Einblicke in die Arbeitsweise des Weinguts.
Im Anschluss probierten wir einen Spätburgunder, der im Holzfass gereift war – ein vollmundiger, aromatischer Wein mit viel Charakter. Als Zugabe wurde außerdem ein Blauer Zweigelt gereicht, der ebenso sehr gut ankam.
Anschließend hatten wir Gelegenheit, den Weinverkauf zu besuchen, wo wir einige der probierten Weine käuflich erwerben konnten. Wer wollte, durfte auch noch weitere Weine probieren und sich individuell beraten lassen. Viele nutzten diese Gelegenheit, um ein Stück Wein-Erlebnis mit nach Hause zu nehmen.
Teil 2: Treffen mit dem Thüringer Weinbauverband im Rathaus Bad Sulza
Nach der Weinprobe führte uns der Tag weiter nach Bad Sulza, wo ein offizielles Treffen mit dem Thüringer Weinbauverband auf dem Programm stand. Wir kamen mit dem Bus am historischen Rathaus an und wurden dort freundlich empfangen.
Begrüßt wurden wir von den Vorstandsmitgliedern Fabian Knoblauch, Corinna Geißler, Elke Meinhardt und Oliver Brand, sowie von der Thüringer Weinprinzessin Saskia Zahn. Die Veranstaltung fand in den alten Gewölbekellern des Rathauses statt – einer stilvollen und stimmungsvollen Umgebung, die perfekt zum Thema passte. Wir nahmen an langen Tafeln Platz und bekamen direkt den ersten Wein: einen 2024er Rotling trocken von einem Hobbywinzer.
Während der Verkostung stellte sich der Verein vor. Wir erfuhren, dass die ehemaligen Vereinsräume zerstört worden waren und der Verein daraufhin in diese neuen Räume zog. Die Einrichtung stammt vom Weinhotel Freylich Zahn aus Freyburg. Im März 2020 war alles fertiggestellt – dann kam jedoch Corona, sodass die Nutzung erst ab 2022 richtig begann. Heute finden dort etwa 40 Veranstaltungen pro Jahr statt.
Nach dem leckeren Rotling konnten wir uns mit einer kräftigen Gulaschsuppe stärken. Danach erfuhren wir weitere Details zur Weinprinzessin: Das Amt wird immer für ein Jahr vergeben, und die feierliche Krönung findet beim Weinfest statt.
Der nächste Wein war ein Silvaner 2024, hergestellt von vier Hobbywinzern, die sich selbst die Silvanerboys nennen. Mit 11 % Vol. war er angenehm leicht.
Dieter Hanisch sprach mit viel Begeisterung über diesen Wein: Der Silvaner sei eine traditionelle Rebsorte, die leider etwas aus der Mode gekommen ist. Dennoch gehöre seine Art und Weise zur großen Weinbaukunst. Man müsse den Umgang mit ihr lernen und beherrschen. Ein echter Silvanerfreund erkenne sich erst nach vielen Jahren.
Als dritten Wein verkosteten wir einen Weißburgunder, der aus dem ehemaligen Dr. Meier-Berg stammt und vom Weingut Eckner aus Freyburg ausgebaut wurde. Auch hier kam Dieter Hanisch zu Wort: Der Weißburgunder sei die Leitrebsorte der Region, und die Weinbruderschaft ihr geistiger Vater. Der Wein ist gelungen – nicht massig, sondern elegant, mit einem feinen Aroma von grünem Apfel – ein typischer Weißburgunder.
Im Anschluss konnten wir noch weitere Weine verkosten, darunter einen 2024er Souvignier Gris trocken, von dem nach dem Frostschaden 2024 nur 12 Flaschen abgefüllt werden konnten, sowie einen 2022er Blauen Zweigelt.
Ein weiterer interessanter Punkt: Nach ihrer Amtszeit erhält die Weinprinzessin eine einjährige kostenlose Mitgliedschaft im Verein – ebenso ihr Freund. Wenn aus dem Paar eine Familie wird, sind auch die Kinder bis zum 18. Lebensjahr beitragsfrei. So entsteht eine erfreulich junge Altersstruktur im Verein.
Teil 3: Stadtführung durch Bad Sulza – Thema „Sole und Wein“
Der dritte Tagesordnungspunkt war eine geführte Stadtwanderung durch Bad Sulza unter dem Motto „Sole und Wein“ – ein Spaziergang mit Norbert Becker alias „Carl Müllerhartung in Bad Sulza“.
Zu Beginn erfuhren wir viele interessante historische Details – unter anderem, dass Günther Jauch seine familiären Ursprünge wohl in Bad Sulza hat, was bis ins Jahr 1600 zurückreicht. Vom Marktplatz aus machten wir uns gemeinsam mit unserem Stadtführer auf den Weg Richtung Kurpark.
Unterwegs bewunderten wir verschiedene historische Gebäude, die uns fachkundig erläutert wurden. Der Weg führte uns durch den Stadtpark, vorbei an zahlreichen Soleeinrichtungen, einem historischen Inhalatorium, der Trinkhalle sowie der Sophienklinik, deren Geschichte uns ebenfalls nähergebracht wurde.
Der Rundgang endete schließlich am Gradierwerk "Louise", wo wir durch das Gradierwerk spazierten und mehr über seinen Aufbau und seine Funktionsweise erfuhren. Als besonderes Highlight besuchten wir am Schluss noch die Nebelhalle, in der man weder vor noch hinter sich jemanden erkennt – nur kleine Lampen am Boden weisen den Weg durch den feuchten Sole-Nebel.
Insgesamt war dies eine gelungene, informative und äußerst interessante Stadtführung, die uns einen neuen Blick auf die Stadt Bad Sulza ermöglichte.
Teil 4: Abschlussbesuch im Weingut Andreas Clauß in Sonnendorf
Der letzte Programmpunkt unserer lokalen Weinfahrt führte uns von Bad Sulza aus mit dem Bus zum Thüringer Weingut Andreas Clauß in Sonnendorf. Der Weg führte malerisch einen Hügel hinauf durch die Weinberge, wo wir herzlich von Andreas Clauß mit einem Thüringer Secco begrüßt wurden.
Nach dem Empfang hatten wir die Gelegenheit, das Weingut und die Weinkeller zu besichtigen. Zunächst sahen wir die großen Metalltanks zur Weinlagerung. Anschließend führte uns Andreas Clauß in den unteren Kellerbereich, wo wir beeindruckende Holzfässer besichtigten. Diese bestehen überwiegend aus Eichenholz. Die Hölzer, aus denen die Weinfässer gefertigt wurden, stammen aus verschiedenen Ländern und wurden bewusst miteinander kombiniert. Auch Kastanienholz wurde bereits verarbeitet.
In diesen Fässern lagern alle Rotweine sowie einige Weißweine. Die Fässer haben eine Lebensdauer von etwa 10 bis 12 Jahren. Danach werden sie jedoch nicht entsorgt, sondern aufbereitet: Zwei bis drei Millimeter der Innenwand werden abgefräst und das Fass wird neu eingebrannt. So können sie weitere Jahre genutzt werden. Wenn ein Fass schließlich ausgedient hat, verkauft Andreas Clauß es zur Weiterverwendung – zum Beispiel als Blumentopf, Dekoelement oder für andere kreative Zwecke. Die Fässer finden stets dankbare Abnehmer.
Nach der interessanten Kellerführung versammelten wir uns in der gemütlichen Weinstube, wo uns ein köstliches Abendbrot mit mediterranen Spezialitäten erwartete – zubereitet von der Frau von Andreas Clauß. Es war ausgesprochen lecker und wurde von allen sehr geschätzt.
Zum Essen wurden zwei Weine gereicht: ein 2024er Gutedel trocken sowie ein 2023er Chasselas (Gutedel) trocken. Beide Weine harmonierten wunderbar mit den mediterranen Speisen und stimmten uns auf die anschließende Weinprobe ein.
Im Anschluss folgte eine vielseitige und spannende Verkostung von zehn weiteren Weinen, die jeweils in Vergleichspaaren präsentiert wurden. Dabei bestand jedes Vergleichspaar aus einem sogenannten PIWI-Wein (pilzwiderstandsfähige Rebsorte) und einem klassischen Wein – mit Ausnahme der letzten beiden Weine, die einzeln nacheinander verkostet wurden.
Das erste Vergleichspaar bestand aus dem 2024er Souvignier Gris trocken (PIWI) und dem 2022er Weißburgunder „Selection“ trocken vom Jenaer Grafenberg. Während der Souvignier Gris durch seine Frische und feine Frucht überzeugte, präsentierte sich der Weißburgunder mineralisch und ausgewogen.
Es folgten der 2024er Weißwein (PIWI) trocken und der 2024er Sauvignon Blanc trocken. Der PIWI-Wein zeigte eine angenehme Leichtigkeit mit floralen Noten, während der Sauvignon Blanc mit typischer Frische, feiner Säure und exotischen Aromen punktete.
Das dritte Paar bildeten der 2024er Rotling (PIWI) trocken und der 2024er Thüringer Rosé trocken. Hier überzeugte der Rotling mit Fruchtigkeit und lebendiger Farbe, während der Rosé sich als etwas würziger und eleganter präsentierte.
Im vierten Vergleich standen sich der 2022er Rotwein (PIWI) trocken und der 2022er „MERLIN“ (Merlot & Cabertin) trocken gegenüber. Der PIWI-Rotwein war rund und zugänglich, während der „MERLIN“ mit seinem kräftigen Körper und der komplexen Aromatik beeindruckte.
Zum Abschluss der Probe folgte die edelsüße Reihe: zuerst ein 2023er Riesling Auslese, fruchtig, konzentriert und aromatisch – ein klassischer Dessertwein. Der Riesling Auslese vom Thüringer Weingut Bad Sulza wurde mit dem Goldenen Preis bei der Gebietsweinprämierung Saale-Unstrut ausgezeichnet und erhielt außerdem Gold bei der Bundesweinprämierung.
Den krönenden Abschluss bildete ein 2018er Grauburgunder Eiswein, der am 22.01.2019 bei -10 °C geerntet wurde und anschließend 17 Monate im kleinen Holzfass reifte. Der Eiswein hat den Holzeinfluss geradezu in sich aufgesogen, sodass die Holzaromatik im Hintergrund geblieben ist und die süße Frucht des Weines dominiert. Er überzeugt durch Dichte, Eleganz und eine sehr feine Süße.
Fazit
Wer in Thüringen unterwegs ist und Wein mag, sollte sich sowohl einen Besuch beim Weingut Zahn als auch ein Gespräch mit dem Thüringer Weinbauverband nicht entgehen lassen – und eine Stadtführung durch Bad Sulza lohnt sich obendrein. Der krönende Abschluss im Weingut Andreas Clauß rundete diesen gelungenen Tag perfekt ab!
Ein ganz besonderer Dank gilt unserem Weinbruder und Mitglied des Bruderrates Dirk Schmutzler, der diese gesamte lokale Weinfahrt mit viel Engagement, Herzblut und Kreativität organisiert und gestaltet hat. Seine Ideen, seine liebevolle Planung und sein unermüdlicher Einsatz haben diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht. Wir sind ihm von Herzen dankbar für diese wundervolle Erfahrung – es war einfach großartig!